VORBEREITUNG FÜR EINE ENTSPANNTE GEBURT

Geburten sind stets negativ behaftet - weil sie angeblich sehr schmerzhaft sind, etwas reissen und bei manchen zu schwerwiegenden Komplikationen kommen kann. Was wenn es doch entspannt und ruhig ginge?

Der Weg zu einer entspannten Geburt liegt in der Vorbereitung. Je mehr Du Dich mit den schönen Aspekten und nicht an die Schauergeschichten denkst, desto besser für Dich. Dass Du gebären darfst ist ein Privileg und wird den Grundbaustein für die Beziehung zwischen Dir und einem Kind legen und euch zusammenschweissen. Es ist der Beginn eures lebenslangen Teamworks.

Ein Rezept für die entspannte Geburt existiert nicht. Jedoch stellt dir das MOM MAG einige Frage, die dir dazu verhelfen könnten, eine entspanntere Geburt geniessen zu können. Greif dir Papier und Stift und drücke Play

Wie fühlst Du Dich, wenn Du an die bevorstehende Geburt denkst?

Ängstlich? Verunsichert? Verkrampft?

Falls ja, ist das in Ordnung. Weil Geburten heute sehr abgekapselt durchgeführt werden, sind sie uns sehr fremd. Fremdes verunsichert uns. Besonders, wenn nur Schlechtes davon berichtet wird. Das führt zu Ängsten und Angst ist lähmend.

Das Gute ist aber, dass du während der Schwangerschaft die Möglichkeit hast, dich auf die Geburt und die Zeit danach vorzubereiten.

DEIN PERSÖNLICHER GEBURTSPLAN

Im Geburtsplan sind alle deine Wünsche festgehalten. So kannst du ihn im Vorhinein mit deiner Hebamme durchgehen und sie weiss, was sie darf und was nicht. Ausserdem kann dich deine Begleitperson so in deinen Bedürfnissen unterstützen.

Mein Mann kommunizierte meinen Geburtsplan dem Fachpersonal. So konnte ich mich auf die Geburt konzentrieren.
– Giulia, 33, dreifache Mutter

Wie stellst du dir eine Geburt vor?

Mit Schmerzen? In einen Kreisssaal? Mit Ärzten, die gestresst umherwuseln?

Befürchtest du, dass deine Geburt auch so wird?

Löse dich von allen negativen Bildern, die du von einer Geburt hast. Von den schmerzverzerrten Gesichtern, der Vorstellung einer Geburt in Rückenlage, dem Fachpersonal. Denn eine Geburt ist eigentlich etwas magisches und kann zum schönsten Moment deines Lebens werden.

Vergiss alles und nimm nun dein leeres Blatt Papier und einen Stift und beantworte die folgenden Fragen in Ruhe:


+ Wo wird deine Geburt stattfinden? Zuhause, im Geburtshaus oder doch im Spital?


+ Wer wird dabei sein? Dein Partner, deine Familie, geburtsunterstützende Doula, eine Freundin, ein*e Geburtsfotograf*in etc.?


+ Wie wird sie stattfinden? Wie selbstbestimmt, in der Geburtswanne, auf einem Geburtshocker, in welcher Position?


+ Wie wird die Stimmung sein? (drei Adjektive)


+ Worauf legst du besonders Wert? (ein Wunsch)

Voilà, nun hast du den Beginn deines Geburtsplans. Du kannst diesen noch nach Belieben ergänzen. Die Elternzeitschrift “Wir Eltern” hat bereits eine hervorragende Vorlage zum Selbstausfüllen und Ausdrucken: hier findest du die Geburtsplanvorlage.

DEIN POSITIVES MINDSET

Eine entspannte Geburt passiert nicht von selbst. Sowie die Geburt harte Arbeit ist, ist da auch bei der Geburtsvorbereitung der Fall. Du hast bis zur Geburt Zeit, deinen Körper kennenzulernen und deinen Geist optimal auf die Geburt vorzubereiten.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine entspannte Geburt ist eine noch viel entspannte körperliche und mentale Haltung. Sich nicht von der Geburt oder dem Schmerz zu fürchten macht schon einen grossen Unterschied.

Wer bist du?

Damit ist nicht dein Name, dein Alter oder deine Ethnie gemeint. Sondern viel eher wer du während deiner Geburt sein willst. Bist du die starke Kriegerin, die für die natürliche Geburt ihres Kindes kämpft? Bist du die ruhige und sanfte aber doch bestimmte Mutter Natur? Sei nicht ein Opfer, der “schmerzhaften” Geburt. Sei eine starke Frau, die weiss, dass sie das packt. denn das bist du auch. Du kannst das. Dein Instinkt kann das.

Ich versuchte nicht an die Angst zu glauben, sondern königlich und entspannt durch die Geburt zu schreiten.
– Anastasja, 23, einfache Mutter

FREIER LAUF FÜR DIE NATUR

Eine Geburt lässt sich nicht kontrollieren, sie ist ein Geschenk der Natur und kann nicht erzwungen sondern nur beeinflusst werden. Wie du dich verhältst kann aber einen fundamentalen Unterschied auf ein Geburtserlebnis haben.

Bei meiner Geburt waren 80% Vorbereitung und Selbstbestimmung. 20% waren nicht zu kontrollieren.
– Claudia, 28, zweifache Mutter

Um entspannt zu gebären benötigst du übrigens keine Schmerzmittel. Dein Körper wurde von der Natur perfekt gemacht und die Geburt ist eine der wenigen komplett instinktiven Akte, die wir Menschen durchführen. Bleibst du entspannt und wird in dein Empfinden nicht durch Schmerzmittel eingegriffen, so setzt dein Körper ab einem bestimmten Moment Endorphine frei. Das sind Glückshormone. Dein Körper schüttet sie während der Geburt eine enorme Menge davon aus. Das heisst je natürlicher die Wehen verlaufen, desto besser kann der Körper die Hormonausschüttung anpassen. (Swissmom.ch)

Stress, Angst sowie Anspannung wirken sich hingegen sehr negativ auf den Wehenverlauf aus. Sie wirken lähmend und verkrampfend. Stell dir deine Gebärmutter als Ballon vor. Um sie herum sind Bänder, wie deine Muskeln. Mit jeder Kontraktion ziehen sich die Muskeln, also die Bänder, um deine Gebärmutter. Bist du verkrampft, sind diese Muskeln hart und geben unangenehmen und einschneidenden Schmerz auf deine Gebärmutter. Bist du aber entspannt und verschnaufst die Wehen, so sind die Muskeln ebenfalls locker. Sie drücken dein Kind in die richtige Richtung, schmerzen aber viel weniger.

BILDLICHE VORSTELLUNG

Wir fürchten uns vor Geburten, weil wir sie nicht kennen. Was wenn wir sie aber kennenlernen könnten, bevor sie effektiv eintreffen? Denn je besser du jemanden kennst, desto entspannter bist du in deren Gegenwart.

Gib deiner Geburt ein Gesicht und eine Persönlichkeit.

Wer ist deine Geburt? Eine ältere Dame mit Lachfalten im Gesicht, die dich grüsst, in den Arm nimmt und sagt, wir schaffen das? Eine junge Frau, die ein anmutiges Kämpferherz ist, die alles mit anpackt und vorantreibt? Oder ein kleines Kind, das über beide Ohren grinst, unbeschwert durch das Leben geht und keinen Schmerz kennt? Demaskiere deine Geburt, gib deiner Geburt einen Namen und starke Charakterzüge. Stell sie deinem Kind vor. Wenn du einen Partner hast, überlege dir, welche Beziehung er zur Geburt hat und weihe ihn ein.

Hier findest du ein Beispiel, wie du dir deine Geburt mal anders vorstellen könntest:

Selbstverständlich gibt es ganz unterschiedliche Weisen sich auf eine Geburt vorzubereiten. Dies waren einige Ansätze, die sich etwas von den “üblichen” Praktiken entscheiden und können einfach so oder als Ergänzung angewendet werden.

Unabhängig davon wie intensiv die Geburtsvorbereitung gestaltet wird, gibt es immer unvorhersehbare Momente. Dazu muss noch gesagt werden, dass bei einer Geburt nicht die komplette Kontrolle übernommen werden kann. Die Kunst ist es gelassen zu bleiben, den Kopf auszuschalten und den Instinkt sowie den Körper “machen lassen”.

Buchempfehlungen

+ Die Hebammensprechstunde, Ingeborg Stadelmann
+ Artgerecht, Nicola Schmidt